Monday 23 January 2012

Nachtkino: "Ionikatsis"

Im "Nachtkino" gibt es immer einen Einblick in die fantastischen Ereignisse, Katastrophen und Verbaldemütigungen, die ich nachts erleide, während mein Körper - scheinbar - friedlich in den Federn ruht.


In der Nacht auf Montag, 23. Januar 2012

Ich war Mitglied einer großen Bande. Bis auf den Burchi kannte ich wirklich niemanden. Und der war ausgerechnet auch noch der Chef der Gang. Ich gehörte zur Führungsriege mit drei anderen dahinter. Auch sämtliche der Orte sagen mir im Nachhinein nichts, bis auf eine Ausnahme, aber dazu später mehr. Die Gegend erinnerte sehr an den Balkan.

Wir hatten ein großes Problem. Wir hatten unglaublichen Ärger mit "Ionikatsis" und seiner Bande. Er wollte uns etwas abkaufen, von dem ich aber nicht mehr weiß, was es war. Sauber war die Sache nicht. Wir hatten Angst, dass Ionikatsis und seine Leute uns auf offener Straße aus dem Hinterhalt abknallen würden. Und dementsprechend verhielten wir uns auch, wenn wir uns außerhalb unseres Salons bewegten - ein Domizil mit Stil: Der Eingang war oberhalb der eigentlichen Aufenthaltsebene. Runter kam man über zwei Treppen, die entlang der geschwungenen Wände führten.Wie in einem Fred-Astaire-Film. Wir waren immer mindestens dreißig bis vierzig Mann in diesem Raum.

Auch draußen herrschte reges Treiben. Sich dort aufzuhalten, war aber wegen Ionikatsis sehr bedrückend. Einmal sind wir zu fünft zu einer Sitzbank in Schatten eines Baumes auf einem belebten Platz gegangen. Offenbar gab es hier ein Treffen, und wir beobachteten die Leute, drehten immer wieder unsere Köpfe, um eventuell einen Schützen von der anderen Seite des Platzes noch rechtzeitig zu entdecken.

Irgendwann mussten wir wieder ein zweites Mal zu dieser Bank, diesmal mit mehr Leuten. Ich setzte mich auf sie drauf, während etwa sechs aus unserer Bande sich wie eine Mauer hinter der Rückenlehne aufstellten. Das gefiel mir nicht, und ich beschwerte mich, weil ich so nicht auf die andere Seite des Platzes sehen und nach Scharfschützen Ausschau halten konnte. Ich positionierte sie mit etwas mehr Abstand zueinander um mich herum.

Plötzlich hieß es, Ionikatsis kommt. Es wurde hektisch. Wir mussten uns beeilen, um in unseren Salon zu kommen. Und erst dort kam ich darauf, welchen merkwürdigen Deal Burchi als unser Chef ausgemacht hatte. Wir verkauften nicht nur etwas, wir sollten auch bezahlen - mit "50 Juwelen". Er war schon dabei, seine Schatzkisten aus einem Räumchen unter den Treppen herauszukramen, als wir zurückkehrten.

Dann kam er, Ionikatsis mit seinen Leuten. Burchi und er begrüßten sich, dann kam er zu mir. Ich log ihm vor, dass ich schön brav koksen würde, um ihn offenbar damit besänftigen zu wollen. Dann beugte er sich zu mir vor und sagte, dass das wohl bald nicht mehr ginge, weil er uns allen die Nasen abschneiden würde. Und vielleicht noch mehr. Das steckte ich schnell meinen Jungs, als er ein paar Meter weiter außer Hörweite war.

Und plötzlich befanden wir uns mitten im Bandenkrieg. Und zwar in Homburg, obwohl es hier ganz anders aussah als in Wirklichkeit. Alles war sehr staubig und ockerfarben. Wir rannten von einem Hügel auf den Bahnhof, der wie eine Kornmühle aussah, mit Turm und langgezogenem Seitentrakt. Dabei überlegte ich noch, dass dessen Herabstufung zum Regionalbahnhof eventuell Arbeitsplätze in der Stadt kosten würden.

In einer Senke trafen wir plötzlich auf Ionikatsis und seine Gang. Massen an Menschen, die rumballerten. Ich hatte keine Waffe. Und das war ganz schön Kacke, weil ich wusste, dass Ionikatsis mich auf jeden Fall auf seinem Zettel hatte. Plötzlich klappte über mir, von einem Hangvorsprung, einer von unserer Gang mit gepflegter Bubikopffrisur tot über die Kante und ließ eine Pistole aus der Hand vor mich fallen. Ich schnappe sie mir und sah augenblicklich etwa hundert Meter von mir entfernt Ionikatsis zwischen all dem Gekämpfe. Es gab keine Deckung. Er zielte auf mich. Ich richte hastig meine Pistole auf ihn und drückte mehrmals ab. Aber ich traf ihn nicht. Dann traute ich mich, mehr Geduld aufzubringen, richtete Kimme und Korn genau auf seinen Körper und drückte ab. Es dauerte ein paar Sekunden, dann sah ich für mich lautlos, wie er plötzlich zuckt und umfällt. Und damit war dann auch der Traum beendet.

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