Sunday 29 January 2012

Nachtkino: "Fußball mit Club Havel in Václav"

Im "Nachtkino" gibt es immer einen Einblick in die fantastischen Ereignisse, Katastrophen und Verbaldemütigungen, die ich nachts erleide, während mein Körper - scheinbar - friedlich in den Federn ruht.


In der Nacht auf Sonntag, 29. Januar 2012

Ein neuer Verein sorgte plötzlich in der Bundesliga für Furore. Seine Name war Václav Havel. Merkwürdigerweise begleitete ein Kommentator mich am Anfang meines Traumes. Er erklärte, dass der Name sich zusammensetze aus dem Namen Václav, einem winzigen Dorf an der polnischen Grenze, und eben Havel. Wo der zweite Begriff herkäme, wisse er auch nicht.

Mit einem Mal war der Club plötzlich in die erste Fußball-Bundesliga aufgestiegen. Ich wollte mir anscheinenden ein Heimspiel von Václav Havel nicht entgehen lassen und war im Stadion, als die Mannschaft zu Hause antrat. Wer der Gegner war, sollte ich nicht erfahren. Auf dem Feld stand auch niemand außer einer Handvoll Spieler von Václav Havel, wenn ich mich jetzt im Nachhinein erinnere. Mich beschäftigte allein schon das merkwürdige Spielfeld: Es war extrem schräg.

Oben auf einer buckligen Wiese gähnte das Tor der Gegner seine große Öffnung in die wilde Natur hinein. Kein Torhüter weit und breit. Kurz davor lauerten die beiden Stürmer von Václav Havel, ein älterer Mann und eine ältere, hagere Frau in grauem Kleid, schwarzer Schürze und einem schwarzen Kopftuch, so wie sie Frauen in Sibirien-Reportagen tragen. Manchmal kam ein Ball von ganz unten hochgeflogen, und die Frau versuchte, ihn bei sich oben auf der Wiese zu halten, bevor er wieder den ganzen Hang hinunterkullerte, oder besser gesagt fiel, so steil war der Hang. Manchmal schaffte sie es und schoss den Ball auf das Tor, das plötzlich ein Stall voll mit Gerümpel war - oben am Ende der Hangwiese. Allerdings traf sie nie, es stand lange 0:0.

Immer wieder rollte der Ball runter auf die andere Seite des Spielfeldes. Der Strafraum von Václav Havel war der schmaler Hinterhof eines Hauses, dessen Rückwand das Tor von Václav Havel war. In diesem Hinterhof stand plötzlich auch ich als Verteidiger. Ich versuchte ständig, den Ball zwischen vorstehendem Hausdach und Hinterhof-Begrenzungsmauer zu unseren Stürmern hochzuschießen, aber die standen so weit oben, dass meine Kraft dazu nicht ausreichte.

Als nach mehreren vergeblichen Versuchen zufälligerweise die Bürgermeisterin von Václav durch unseren Strafraum ging, nutzte ich die Gelegenheit, mich bei ihr wegen der schlechten Platzverhältnisse zu beschweren. Darauf verkündete sie vor versammelter Mannschaft, dass der Club ins benachbarte Dorf umziehen und dort auf einem ebenen Platz spielen könne. Außerdem versprach sie, dass der Stall oben am Wiesenende aufgeräumt werden solle. Damit waren wir dann alle zufrieden.

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